Dr.
Karl Lederer

Jurist. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1909    † 1944

 

Lebenslauf

Karl Lederer wurde am 22.9.1909 in Wien geboren. Er studierte an der Universität Wien Jus und promovierte im Jahre 1933. Schließlich leistete er seine Gerichtspraxis ab, um hernach 1946 in den Dienst der Finanzprokuratur zu treten.

Lederer war einer der ersten Mitglieder des 1930 von Kurt Schuschnigg gegründeten christlichen Wehrverbands Ostmärkische Sturmscharen. Zudem gehörte er der Vaterländischen Front an, weil er mithelfen wollte, gegen den Anschluß Österreichs an das Dritte Reich zu wirken.

Seine Stellung in der Finanzprokuratur verlor Dr. Lederer aufgrund seiner Einstufung als “jüdischer Mischling” im Februar 1939.

Führende Position in der Widerstandsgruppe "Österreichische Freiheitsbewegung"

Karl Lederer kam mit dem ehemaligen Polizeikommandanaten Dr. E. Röder in St. Pölten in Kontakt und betätigte sich in führender Position in der Widerstandsgruppe "Österreichische Freiheitsbewegung" (ÖF)- zusammen mit Beamten der Stadt Wien, der E-Werke und der ehemaligen Gewerkschaften. Die ÖF suchte Kontakt zu der der Widerstandsgruppe des Klosterneuburger Chorherrn Karl Roman Scholz. Es folgte der Zusammenschluss beider Gruppen. Lederer zeichnete für die Verfassung des Statuts und zahlreicher Flugblätter gegen die Nationalsozialisten verantwortlich.

In einem nächsten Schritt folgte noch die Zusammenarbeit mit der von Dr. Jakob Kastelic gegründeten Widerstandsgruppe “Großösterreichische Freiheitsbewegung”.

Verrat durch Otto Hartmann, 11 Todesurteile, 9 Hinrichtungen

Die drei Widerstandsgruppen wurden vom Gestapospitzel Otto Hartmann, seines Zeichens Burgschauspieler, verraten. Gut 300 Mitglieder wurden im Juli 1940 verhaftet. Die Frauen kamen nach der Gestapohaft in das Gefängnis nach Krems, die Männer wurden in deutsche Gefängnisse nach Duisburg, Anrath und Krefeld verlegt. Es dauerte allerdings über drei Jahre, bis der Prozess gegen die Funktionäre am 3. März 1944 vor dem Volksgerichtshof stattfand. Hierfür kam es sogar zu einem Spezialeinsatz des Volksgerichtshofes aus Berlin. 11 Mitglieder der drei Widerstandsgruppen wurden zum Tode verurteilt, neun von ihnen hingerichtet, darunter auch Dr. Jakob Kastelic, Roman Karl Scholz und Rudolf Wallner.

Hinrichtung

Dr. Karl Lederer wurde am 10. Mai 1944 im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Aus dem Urteil

“Der Angeklagte stand der Wiedervereinigung der Alpen- und Donaugaue mit dem Reich und der nationalsozialistischen Reichsführung von vornherein ablehnend gegenüber. Er wünschte den Sturz unserer Regierung und die Lostrennung der Alpen- und Donaugaue vom Großdeutschen Reich herbeizuführen und einen selbständigen österreichischen Staat zu errichten. Die Beschäftigung mit diesen Ideen führte ihn dazu, ein Programm und ein Statut einer von ihm geplanten Organisation aufzustellen, die sein staatsfeindliches Vorhaben verwirklichen sollte. Programm und Statut sind im Zuge des polizeilichen Einschreitens beschlagnahmt worden (…) Das Programm verkündet unter der Überschrift “Was wir wollen - die Errichtung eines selbständigen, politisch unabhängigen Österreich, ein neues, wirklich geeintes Österreich, befreit von allem nationalsozialistischen Irrwahn (…)”

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenktafel auf der Gruppe 40

Sein Name befindet sich auf einer Gedenktafel, die am 27.10.2015 feierlich auf der Gruppe 40 enthüllt worden ist.

Grab

Das Grab von Dr. Karl Lederer befindet sich am Döblinger Friedhof, Gruppe 28, Reihe 5, Nummer 2.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Wikipedia: Karl Lederer (Widerstandskämpfer)
  • Biographien.ac.at: Lederer, Karl (1909-1944), Widerstandskämpfer
  • Wien Geschichte Wiki: Karl Lederer
  • austria-forum.org: Lederer, Karl

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


Porträt teilen